iNETVoice - Projektkurzbeschreibung

Im Rahmen des Projektes soll ein neues Konzept für die nächste Generation von Lichtrufsystemen (Stationsruf) für Alten- und Pflegeheime entwickelt werden. Das Projekt wird durch das Land Niedersachsen und die europäische Union im Rahmen des Niedersächsischen Innovationsförderprogramms für Forschung und Entwicklung in Unternehmen unterstützt und wird im Oktober 2021 abgeschlossen.

 

Die Anforderungen an ein Lichtrufsystem ändern sich gegenwärtig, neben neuen rechtlichen Anforderungen der VDE0834 wird insbesondere die zunehmende individuelle Mobilität der Nutzer der Einrichtung möglich. Wesentliche Innovationen sind dabei die vernetzte Indoor-Lokalisation und die berührungslose Hilferufauslösung per Sprachbefehl.

 

Gegenwärtig kann eine Patientin oder Patient bei einem Servicebedarf lediglich das Pflegepersonal per Lichtruftaster rufen, ein konkretes Anliegen kann noch nicht kommuniziert werden – so muss das Pflegepersonal doppelte Wege zurücklegen (Pflegeruf - der Patient möchte etwas Trinken – Wasser aus der Küche holen – zurück zum Patienten). Insbesondere weitläufigere Pflegeheime sind daher dazu Übergegengen, zum Teil die Zimmertelefone für Rückfragen zu nutzen. Das Lichtrufsystem soll daher um eine Möglichkeit zur Sprachsignalisierung zu erweitert werden. Gleichzeitig ergeben sich daraus neue Nutzungsmöglichkeiten, wie die Integration von Multimediadiensten, wie Radio oder Fernsehen.

 

Der Anteil von dementen Patienten in Pflegeeinrichtungen nimmt mit zunehmend höherem Alter der Bewohner zu. Diese Personen sind körperlich noch mobil und ein höher Grad an Bewegung ist für die individuelle Gesundheit angestrebt, gleichzeitig müssen die Betreiber von Betreuungseinrichtungen auch die Sicherheit der oft desorientierten Patienten gewährleisten. Häufig werden dazu Durchgänge und Türen gesichert, um ein ‚Ausbrechen‘ der Betreuten zu verhindern. Eine Alternative zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist die Möglichkeit zur Lokalisation innerhalb der Einrichtung. Ein „offenes Haus„ mit unsichtbaren Überwachungseinrichtungen an den Ein- und Ausgängen und variablen, personenbezogenen Bewegungszonen ist seit vielen Jahren ein Wunsch von Heimbetreibern und Pflegedienstleitungen, welches auf Messen und anderen öffentlichen Veranstaltungen bei der Firma Ilper Elektronik nachgefragt wurde. Hiermit könnte die Pflegeeinrichtung eine erheblich höhere Sicherheit der Bewohner gewährleisten und die Pflegekräfte stark entlasten. Eine Lokalisierung von hilfebedürftigen Personen im Notruffall würde auch ein schnelleres Auffinden dieser Person im Gebäude zur Folge haben.

 

Zudem haben offene Konzepte in der Demenzbetreuung gezeigt, dass die Zufriedenheit und Gesundheit von dementen Personen in Heimumgebungen durch die Ermöglichung eines höheren Grades an Mobilität gesteigert werden können. Indoor-Lokalisation ist im Bereich Pflege und Ambient-Assistet Living bereits mehrfach im Rahmen von Forschungsprojekten untersucht worden (z.B. MOBECS, SmartSenior). Die praktische Umsetzung erfordert jedoch eine hohe Anzahl von (nachzurüstender) Sensorik in den entsprechenden Häusern. Im Rahmen dieses Projektes soll basierend auf den bisherigen Erkenntnissen aus Forschungsprojekten ein produkt- und marktreifes System zur standardmäßigen Integration in die Zimmerelektronik entwickelt werden. Dadurch können insbesondere bei Betreuung von dementen Patienten auf Betreiberseite Kosten für separate Desorientiertenschutzsysteme gespart werden, gleichzeitig kann dementen Patienten so ein größerer individuellerer Freiraum ermöglicht werden.

 

Ein weiteres Thema ist die automatisches Auslösung des Notrufsystems bei Vorliegen bestimmter Notfallsituation. In den gemeinsamen Projekten ‚MOBECS‘ und ‚Paresense‘ haben die Projektpartner Ilper Elektronik und Fraunhofer IDMT bereits gezeigt, dass eine Notrufauslösung per Sprachbefehl technisch möglich ist. Bislang erfordert die Integration der Algorithmen für das akustische Monitoring jedoch relativ leistungsfähige Hardware, die aufgrund von Kosten und Energieverbrauchskriterien so nicht in größerem Maßstab eingesetzt werden kann. Im Rahmen dieses Projektes soll auf Basis von neuen Verfahren auf der Grundlage neuronaler Netze ein akustischer Erkenner entwickelt werden, der auf Low-Power Standardhardware in großem Umfang eingesetzt werden kann. So sollen die im Vorfeld identifizierten Schwächen der Prototypen beseitigt werden und die zur Markteinführung nötige Robustheit erreicht werden.